11. Tanzwoche Dresden
20. 06. - 30. 06. 2002
""Getrennte Präsenz" - Company Wilhelm Groener
23. & 24. Juni 2002, 21 Uhr, Kulturzentrum Scheune


Wohin?

"Unsere Arbeit ist eine Begegnung an der Schnittstelle darstellender/bildender Kunst. Unser Tanz ist ein Antitanz auf der Basis der reinen Bewegung. Unser Körper wird zur Form, zum Zeichen. Das Raum-Zeit-Gefolge zum Koordinatensystem der Bewegungskombinationen und Erweiterungen. Abstraktion und Alltagswelt spielen eine gleichwertige Rolle. Wir wissen nichts, wir haben nichts zu sagen: wir bilden, wir zeigen.
Unser Tanz ist Bewegung
Unser Körper ist Bild
Unser Raum ist Kontinuum
Unsere Triebkraft ist die Sehnsucht"

"Getrennte Präsenz" ist eine Tanz-Video-Performance, die sich im Spannungsverhältnis von Einheit und Spaltung bewegt. Tanz und Videoebene bilden als getrennte Bühnenmittel eine Projektions- und Assoziationsfläche und kreisen in ihrer Darstellung um den Aufbau einer Form/Figur und deren Auflösung/Transformation.
Bauchige, zergehende Objekte ziehen langsam durch die Projektion auf die Bühne und Boden. Ein Oberkörper im weißen Leibchen wird sichtbar, wandelt sich von Frau zu Mann, bis er in gräulicher Lache verschwindet. Das mikroskopisch-surrealistische Bild stoppt. Die Bühne erscheint in grellem Weiß. Im schwarzen Anzug steht er da, der lange Tänzer, und beschmiert sein Haupt mit schwarzer Paste.

Nicht unbedingt leicht und locker diese Kost, aber nachhaltig in der Wirkung. Getrennte Präsenz ist nicht nur das Thema dieser Darbietung, sondern beschreibt auch die Form der Bühnenperformance. Das Video überlappt sich nicht mit dem Tanz, sondern gibt den Rahmen. Würde dieser "Antitanz" nur reine Bewegungsformen umkreisen, wäre der Reiz schnell verloren. Doch wenn Wilhelms Kopf langsam im Jackett entschwindet, der Körper nur noch den Rücken freigibt, dann scheint der Tanz aufgelöst zu sein und verleibt in einer Hülle zwischen unerklärlichem Ekel und unheimlicher Anziehungskraft.

Guenter Wilhelm (Tanz/Choreographie) und Mariola Groener (Medienkunst)